Interaktive Unterweisung
Wer kennt es nicht: wenn im Unternehmen Arbeitsschutzunterweisungen angesagt sind, fängt der Puls, nicht vor Aufregung, schneller an zu schlagen. Nun gibt es verschiedene Ideen, diese so zu gestalten, dass die Unterwiesenen möglichst viel Inhalt mitnehmen und anwenden, das heißt, je mehr Sinne wir ansprechen, desto mehr kann der Unterwiesene behalten. Zur Erinnerung, die 5 Sinne: Riechen, Sehen, Hören, Schmecken und Fühlen. Mit „Sehen und Hören“ können etwa 50% den Unterwiesenen erreichen, interaktive Unterweisungen sollen es bis zu 70% bringen.
Wenn ich Unterweisungen in Unternehmen durchführe, habe ich den Anspruch, nicht jedes Jahr den gleichen Inhalt wiederzugeben, sage ich doch gern mal: mit Arbeitsschutz-Unterweisungen kann der Mensch auch gequält werden. Auch bin ich eine Verfechterin von nie mehr als 60 min, wenn die Zuhörenden interessiert sind und viele Fragen stellen, ist es gelegentlich länger geworden. Ich habe schon verschiedene Modelle ausprobiert: stehende Unterweisungen oder mit Hilfe von Wissensplakaten, Videos eingefügt (verweigere mich aber den Napo-Filmen), gemeinsame Augen- und Entspannungsgymnastik, auch die Unternehmen sind kreativ….dazu gleich mehr, vorab schwenke ich noch mal zu den neuen Technologien…
Kürzlich war ich beim Sifa-Netzwerktreffen. Ein Kollege stellte das zukünftige Projekt seiner Firma vor: „Verknüpfung von immersiven Lernelementen mit betrieblichen Sicherheitsevents und Einsatz virtueller Sicherheitswelten“. Mit Hilfe einer VR-Brille und der entsprechenden Technik können zukünftig Sicherheitsbeauftragte, Sicherheitsfachkräfte und auch Mitarbeiter im Unternehmen geschult werden. Er berichtete wie viel Arbeit in dem Projekt steckten, über Kosten sprachen wir erst gar nicht….jeder findet hier seinen Weg und seine Kunden. Für mich stand im Raum: wie viel Energie, egal in welcher Form, sind in das Projekt eingeflossen und wieviel Nutzen kann der User dabei herausziehen. Für mich war das Verhältnis nicht mehr ersichtlich…..
Zurück in meine Welt. Ist es heute nicht wieder wichtiger, dass wir uns real begegnen, austauschen, diskutieren, alles das ist schwer umzusetzen mit dieser Technik. Ich bin kein wirklicher Fan digitaler Unterweisungen, auch Unternehmen wünschen sich das heute und ich treffe mich mit den Mitarbeitern virtuell, ich führe auch 6 stündige Unternehmerschulungen auf digitalem Wege durch. Ich kann folgend nur für mich und meine Erfahrungen sprechen, die Aufmerksamkeit ist hier niemals so gegeben, möchte der AG, dass wirklich etwas hängen bleibt, dann ist das folgende Beispiel eine gute Idee.
Vor zwei Monaten habe ich die Anfrage von trendigcompany erhalten, die jährliche Arbeitsschutzunterweisung durchzuführen - verbunden mit einem Wunsch: Es darf kein Vortrag sein! JanaNoack schilderte mir: "Die Mitarbeiter*innen sollen verstehen, dass Arbeitsschutz keine dröge Anweisung ist, die es zu befolgen gilt, und zu der man die Unterweisung über sich ergehen lassen muss. Wir sollten klar machen, dass es dabei um Fürsorge des Arbeitgebers, aber unbedingt auch um Selbstfürsorge geht! Gerade im Homeoffice, wo außer dem User oft keiner hinschaut. Dafür müssen wir die Themen real erlebbar, quasi "zum Anfassen" machen."
Also habe ich überlegt und bin am Ende mit fünf Erlebnis-Szenarien ausgestattet, in die Unterweisung gegangen. Zum Beispiel: Wie richtest Du Dir Deinen HomeOffice-Arbeitsplatz ein, so dass er Dich und Deine Gesundheit am besten unterstützt? Theoretisch denkt jeder, es gut zu wissen. Aber wenn ich mir Arbeitsplätze anschaue, liegen Theorie und Praxis oft weiter auseinander, als es den Teams bewusst und der Gesundheit zuträglich ist. Und auch der Drehstuhl, der eben doch als Steighilfe benutzt wird, wenn es ganz schnell gehen soll. Was mache ich eigentlich, wenn ein Kollege wider aller Vorsicht heruntergefallen ist? Vor diese Ausgangssituation gestellt, machten sich die Teammitglieder von trendig bewusst, wie schnell es gehen kann, dass sie auf ein aufgefrischtes Wissen zum Arbeitsschutz zurückgreifen können.
Für mich am Schönsten war es, dass sich in Zeiten der Digitalisierung, die sich auch bei Arbeitsschutzunterweisungen immer mehr durchsetzt, mit dieser interaktiven Methode Zeit für das Miteinander genommen wurde. Durch die Mitgestaltung der Unterwiesenen sicherten wir uns gemeinsam einen erfrischend lebendigen Mehrwert, gegenüber nur vorgetragener Themen. Ich hoffe, dass wieder mehr Unternehmen bemerken, dass es doch für das Miteinander im Team wieder wichtig wäre, zusammenzufinden und nicht nur mobil aus der Ferne zu agieren. Wenn Arbeitsschutz dann auch noch als förderlich und motivierend angegangen wird, dann können daraus positive Effekte erzielt werden und das Team kann viel mitnehmen und es sogar noch als unterhaltsam empfinden.
Mein Dank noch mal an Idee, Mitwirkende und Ideengeberin! Ja, und auch die Arbeitsschützerin hatte Spass!
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